Das Team der SPITZiale blickt zufrieden auf sein erstes Online-Filmfestival zurück. „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht. Dass in diesem Jahr keine SPITZiale stattfinden wird, kam für uns nicht in Frage. Daher haben wir die Veranstaltung mit fast allem, was die SPITZiale ausmacht, ins Internet verlegt“ erklärt Festival-Initiator Stephan Fröhlich die Entstehung dieser besonderen SPITZiale. „Wir hatten tolle Kurzfilme, begeisterte Zuschauer und glückliche Sieger, die sich sehr über das Urteil des Publikums gefreut haben. Und auch wenn wir Søren Eiko Mielke bei der Moderation natürlich niemals das Wasser reichen werden, haben wir es an beiden Festivaltagen geschafft, mit den Filmemachern live und per Video über ihre Werke zu sprechen.“
Dem stimmt auch SPITZiale-Vorstand und Moderationskollege Florian Jürgens zu. „Was wir organisatorisch und technisch in kürzester Zeit auf die Beine gestellt haben, ist wirklich der Wahnsinn. An einem Tag ein kleines Live-Studio mit so viel Charme und so toller Atmosphäre aufzubauen, geht nicht ohne Herzblut. Das Feedback was wir zur Qualität und Professionalität der beiden Sendungen erhalten haben, macht uns wirklich stolz. Unseren herzlichen Dank an das gesamte Team möchte ich noch einmal deutlich zum Ausdruck bringen. Und dass die Zuschauer an beiden Abenden so toll mitgemacht haben, haben wir zwar gehofft – trotzdem ist es eine tolle Bestätigung.“


Anders als bei den bisherigen fünf Filmfestivals im Espelkamper Elite-Kino bzw. in der Alten Gießerei gab es bei der Online-SPITZiale nämlich keine offizielle Jury. Zwar haben sich die Jury-Mitglieder der Vorjahre es sich nicht nehmen lassen, in Videobotschaften ihre Grüße persönlich auszurichten, die Wahl der der insgesamt sechs Siegerfilme übernahm in diesem Jahr allerdings ausschließlich das Publikum. „Insgesamt haben wir mit dem Festival über 800 Menschen erreicht. Das finden wir für das erste Mal schon beeindruckend. Die Anzahl der eingereichten Stimmen bei den beiden Abstimmungen lag sogar darüber. Wir wissen aber, dass sowohl viele Filmschaffende als auch Filminteressierte, hoffentlich corona-konform, gemeinsam die beiden Festivalabende verfolgt haben. Daher sind die höheren Zahlen nicht verwunderlich.“


Und so haben die Zuschauer an den beiden Festivalabenden abgestimmt: Am Freitagabend sicherte sich Moritz Boll mit seiner angeschwippsten und wendungsreichen Komödie „Null Komma Sieben“ den ersten Platz. Gefolgt von Benjamin Pfohl auf Platz zwei, der die Erde in seinem düsteren Sci-Fi-Drama „Jupiter“ einer kosmischen Katastrophe aussetzte. Den dritten Platz belegte mit „Krampus“ von Christof Pilsl erneut ein lustiger Film, der augenzwinkernd die Nikolaustradition neu interpretiert. Dass die Zuschauer sich sowohl für ernste als auch humorvolle Stoffe begeistern konnten, zeigten auch die Ergebnisse des zweiten Festivaltags. Volker Petters freute sich zusammen mit seinen „Superheroes“ über den ersten Platz. Sein sympathischer Jugendfilm ist eine Geschichte über Freundschaft, Zivilcourage und Toleranz. Den zweiten Platz belegte Lynn Oona Baur mit ihrem Missbrauchsdrama „Allein mit Dir“, in dem eine junge Frau sich von den bedrückenden Erlebnissen ihrer Kindheit befreit. Regisseur Adi Wojaczek freute sich mit seinem Film „Malou“, der sich in diesem Jahr bereits für den Kurzfilm-Oscar qualifiziert hatte, über den dritten Platz.


Regisseur Volker Petters ging im Live-Interview am späten Samstagabend noch einmal intensiver auf die Entstehung seines Gewinnerfilms „Superheroes“ ein. Besonders die Zusammenarbeit mit seinen jungen Darstellern habe ihn beeindruckt. Und auch das Moderatoren-Trio der Online-SPITZiale war begeistert von der schauspielerischen Leistung des erst 12-Jährigen Juri Winkler, der im Film den Jungen Phil verkörpert. „Juri und ich haben uns bei den Dreharbeiten zum Kinofilm „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ kennengelernt und waren uns auf Anhieb sympathisch. Als ich ihm dann das Drehbuch zu „Superheroes“ zugeschickt habe, wollte er sofort dabei sein. Es kommt sehr selten vor, dass man bei einem Film seinen Wunsch-Cast zusammenbekommt, daher war ich sehr glücklich.“ Und auch zum Online-Festival fand Petters positive Worte: „Wow, ihr seid der Wahnsinn. Man spürt die Liebe und den Aufwand, der hinter diesem Festival steckt. Eine tolle Filmauswahl – ihr macht einen Wahnsinns-Job.“


Die Online-Ausgabe der SPITZiale ist wie die Präsenzveranstaltungen der letzten fünf Jahre ein reines Live-Event. „Wir stellen keinerlei Aufzeichnungen der beiden Abende zum Download oder zum erneuten Anschauen bereit“ stellt Florian Jürgens klar. „Beim Zeigen von Kurzfilmen muss man, genau wie bei abendfüllenden Langfilmen, die entsprechenden Rechte der Inhaber beachten. Wir durften die Filme daher auch online nur an den jeweiligen Festivaltagen zeigen. Da wir bereits zahlreiche Anfragen hierzu erhalten haben, weisen wir hier gerne noch einmal darauf hin. Wer nicht eingeschaltet hat, der hat – wie bei der echten SPITZiale – leider Pech gehabt“ so Jürgens.
Ob es eine Fortsetzung dieser besonderen SPITZiale geben wird, können die Festivalorganisatoren zum aktuellen Zeitpunkt selbst noch nicht einschätzen. „Erstmal genießen wir, dass alles so gut geklappt hat und wir so tolle Rückmeldungen bekommen“ freut sich Stephan Fröhlich. „Wir werden abwarten müssen, wie sich die kommenden Monate entwickeln und in welcher Form der Kulturbetrieb im nächsten Jahr wieder möglich sein wird. Aber falls auch der Herbst 2021 noch im Zeichen von Corona stehen sollte, ist es beruhigend zu wissen, dass es auch im kommenden Jahr wieder eine SPITZiale geben kann. Und wer weiß, vielleicht ist auch eine Mischung aus beiden Formaten in der Zukunft denkbar. Die Hauptsache ist, dass die tollen Kurzfilme ihr Publikum finden.“